über IQ-Tests, Identitätsfindung und die Bedeutung der Selbstannahme
Einleitung
„Bin ich wirklich hochbegabt – und spielt das überhaupt eine Rolle?“
Diese Frage stellen sich viele Erwachsene, oft erst spät im Leben. Vielleicht, weil sie sich schon immer „anders“ gefühlt haben. Oder weil ihre Kinder Merkmale zeigen, die plötzlich wie ein Spiegel wirken. Die Unsicherheit ist groß: Muss ich das testen lassen? Ist ein IQ-Test überhaupt sinnvoll? Und was ändert sich dadurch?
In diesem Artikel geht es nicht um Zahlen, Tabellen oder akademische Definitionen. Es geht um Identität, um biografische Zusammenhänge, um Selbstannahme – und um den oft emotionalen Weg, sich selbst als hochbegabt zu erkennen. Ein Weg, der Klarheit schaffen kann – nicht nur für einen selbst, sondern auch für Kinder, Beziehungen und berufliche Entscheidungen.
Wenn Hochbegabung im Leben lange unbenannt bleibt
Viele Erwachsene, die sich später mit dem Thema Hochbegabung beschäftigen, blicken auf eine Kindheit zurück, in der sie sich nicht wirklich gesehen gefühlt haben. Das bedeutet nicht automatisch, dass sie traumatische Erfahrungen gemacht haben, aber oft fehlte die Resonanz auf ihre Eigenheiten:
- ihre Intensität,
- ihre Gedankentiefe,
- ihr überdurchschnittliches Bedürfnis nach Sinn, Verständnis und Freiheit.
Besonders häufig zeigen sich diese Muster bei Menschen, die in Familien aufgewachsen sind, in denen emotionale Nähe, psychologische Feinfühligkeit oder mentale Selbstreflexion wenig Raum hatten. In Zeiten des Wiederaufbaus oder wirtschaftlicher Existenzsicherung standen andere Dinge im Vordergrund – nicht die innere Welt des Kindes.
Wenn Anpassung überlebt – aber nie heilt
Hochbegabte Kinder, die in emotional wenig unterstützenden Familien aufwachsen, reagieren häufig mit zwei Strategien:
- Rebellion: Sie werden laut, kritisch, sprengen Systeme.
- Anpassung: Sie werden still, übernehmen Verantwortung, verbergen ihre Bedürfnisse.
Beide Wege haben ihren Preis. Denn wer sich dauerhaft verbiegen muss, verliert irgendwann das Gefühl für die eigene Identität. Genau das berichten viele Erwachsene: Sie funktionieren, oft sogar erfolgreich, aber innerlich fehlt etwas.
Wenn Hochbegabung zur Diagnose statt zur Erklärung wird
In einer Gesellschaft, in der „Normalität“ als Maßstab gilt, erleben viele hochbegabte Erwachsene früh, dass sie „nicht richtig“ sind. Sie denken zu viel, fragen zu viel, empfinden zu intensiv. Was fehlt, ist oft ein klarer Begriff für das, was sie anders macht.
Und so beginnt häufig ein langer Umweg über falsche Erklärungen:
- Burn-out statt Reizoffenheit
- ADHS statt Denkintensität
- Beziehungsprobleme statt tiefem Bedürfnis nach Echtheit
Ohne ein passendes Erklärungsmodell entstehen Schuldgefühle, Missverständnisse – und häufig auch psychische Belastungen wie Erschöpfung, Isolation oder diffuse Unzufriedenheit.
Hochbegabung benennen – hilft das wirklich?
Die zentrale Frage bleibt: Brauche ich ein Etikett? Oder reicht es, mich selbst zu spüren?
Die Antwort ist individuell, aber eines ist klar: Wer erkennt, dass viele eigene Merkmale, Denkweisen und Bedürfnisse Ausdruck einer Hochbegabung sind, kann damit viel bewusster umgehen. Das schafft:
- innere Entlastung
- mehr Selbstannahme
- bessere Kommunikation mit dem Umfeld
Denn Hochbegabung ist keine Auszeichnung, sondern eine andere Art, zu denken, zu fühlen und in der Welt zu sein.
Ist ein IQ-Test notwendig?
Nicht zwingend. Aber: Er kann hilfreich sein – unter bestimmten Bedingungen. Ein Test bietet Orientierung, wenn er von einer qualifizierten Fachperson durchgeführt wird, die sich mit Hochbegabung (und möglichen Begleitphänomenen wie z. B. Dyskalkulie, ADHS oder Dyspraxie) wirklich auskennt.
Wichtig zu wissen:
- Standard-IQ-Tests erfassen meist nur einen Teilbereich der Intelligenz.
- Spirituelle, existenzielle oder kreative Intelligenz werden kaum berücksichtigt.
- Viele hochbegabte Menschen haben ein „disharmonisches Profil“: sehr stark in einem Bereich, schwächer in einem anderen.
Deshalb sollte ein IQ-Test nie als absoluter Maßstab dienen, sondern als Teil eines größeren Selbstverständnisses.
Wann kann ein Test dennoch sinnvoll sein?
- Wenn du dein Kind auf eine spezielle Schule geben willst
- Wenn du selbst beruflich umorientieren möchtest
- Wenn du für dich oder dein Kind eine lange Leidensgeschichte beenden und eine neue Selbstsicht entwickeln willst
- Wenn du als Mutter oder Vater verstehen willst, wie deine Kinder „ticken“, weil du dich in ihnen wiedererkennst
Ein Test ist kein Muss, aber er kann ein Schlüssel sein – wenn die Tür bereits offensteht.
Und die Kinder?
Wenn du dich selbst in Hochbegabung wiedererkennst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch dein Kind hochbegabt ist. Das Wissen darum kann enorm hilfreich sein – nicht nur schulisch, sondern auch emotional.
Denn hochbegabte Kinder brauchen:
- Zugehörigkeit
- Verstandenwerden
- den Raum, anders sein zu dürfen
Wenn du selbst deine Hochbegabung erkennst und annimmst, kannst du diesen Raum bieten – ohne Leistungsdruck, aber mit tiefem Verständnis.
Was wirklich zählt: Selbstannahme statt Etikett
Ob du einen Test machst oder nicht – das Entscheidende ist: Erkenne dich selbst. Verstehe deine Muster. Und gehe mit deinen Eigenarten achtsam um.
Denn Hochbegabung ist kein Ziel, sondern eine Einladung:
- Zu mehr Tiefe
- Zu mehr Bewusstsein
- Zu mehr Verbindung mit dir selbst
Fazit
Ein IQ-Test kann Klarheit schaffen, aber die echte Reise beginnt dort, wo du beginnst, dich selbst zu erkennen und zu würdigen.
Wenn du bereit bist, diesen Weg zu gehen, brauchst du nicht zwangsläufig ein Papier mit Zahlen. Du brauchst nur eins: Ehrlichkeit mit dir selbst.
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Hinweis
Hochbegabung hat, wie mein Motto sagt, viele Gesichter.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht jeder Hochbegabte all diese Facetten zeigt. Hochbegabung bedeutet nicht, dass alle Hochbegabten die gleichen Herausforderungen, Eigenschaften oder Stärken haben. Vielmehr gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten, wie sich Hochbegabung äußern kann – aber auch Bereiche, in denen sie nicht in Erscheinung tritt.
Die beschriebenen Erfahrungen und Eigenschaften sind Optionen, keine universellen Merkmale. Genauso wie nicht jeder Hochbegabte tief reflektiert, mit existenziellen Fragen ringt oder sich schwer abgrenzen kann, gibt es andere, bei denen diese Aspekte ausgeprägt sind. Hochbegabung ist individuell und einzigartig – und genau das macht sie so vielschichtig und spannend.
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